In Deutschland gab es bislang drei psychotherapeutische Verfahren, die von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. Seit Januar 2020 wurde vom gemeinsamen Bundesausschuss die systemische Therapie für Erwachsene hinzugenommen. Damit sind es nunmehr vier psychotherapeutische Verfahren, die von den deutschen Krankenkassen bezahlt werden. Alle anderen Verfahren müssen privat bezahlt werden, hierfür kommen die Krankenkassen nicht auf.
Die vier Verfahren lauten: Psychoanalyse, tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, Verhaltenstherapie (oder auch kognitive Verhaltenstherapie) und die systemische Therapie.
Ich werde versuchen, Ihnen einen kurzen Überblick über diese Verfahren.
Ich selbst habe mich in kognitiver Verhaltenstherapie spezialisiert.
Die Verhaltenstherapie ist ein modernes und wissenschaftlich belegtes Psychotherapieverfahren.
Sie konzentriert sich vor allem auf die aktuelle Problematik, berücksichtigt zwar auch die Biographie und lebensgeschichtlich bedeutsame Ereignisse, fokussiert aber stärker, wie Menschen im Hier und Jetzt, mit der jeweiligen Problematik besser umgehen können.
Ein Leitsatz der Verhaltenstherapeuten lautet: "Was man gelernt hat (z.B. Angst vor bestimmten Situationen oder die Unfähigkeit, „nein“ zu sagen), kann man auch wieder verlernen". Um neues Verhalten zu erlernen und idealerweise positive Erfahrungen damit zu machen, bedarf es natürlich an Übung. Deshalb betonen Verhaltenstherapeuten gerne, dass ein Großteil der Therapie außerhalb der eigentlichen Therapiestunden stattfindet, nämlich in Form von Übungsaufgaben zwischen den Sitzungen.
Die Psychoanalyse kann mitunter sehr umfangreich sein. In der Regel dauert sie mehrere Jahre und findet in der Regel 2-mal wöchentlich (zu Beginn auch häufiger) statt. Der Patient befindet sich in liegender Position, so dass er den Therapeuten nicht sieht und dadurch mehr in sich selbst eintauchen („frei assoziieren“) kann.
Der Psychoanalytiker interagiert i.d.R. deutlich weniger mit dem Patienten als der Tiefenpsychologe oder der Verhaltenstherapeut. Die Psychoanalyse stammt von Siegmund Freud. Hier geht es v.a. um frühkindliche Erfahrungen und unbewusste Konflikte, die früher mit wichtigen Bezugspersonen bedeutsam waren und heute, im Kontakt mit anderen Personen, eine wichtige Rolle spielen. Daher wird vor allem auch die Beziehung zum Therapeuten besonders herausgestellt.
Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie entstammt der Psychoanalyse und entspricht quasi einer modernen Abkapselung dieser. Auch hier geht es insbesondere um die Erarbeitung der eigenen Biographie, der Beziehungsgestaltung zu anderen Menschen und auch zum Psychotherapeuten.
Die systemische Therapie nimmt das gesamte System einer in Behandlung kommenden Person in Betracht. Ein System kann sich auf die Familie, die Arbeit oder Schule und auch auf den Freundes- und Bekanntenkreis beziehen. Im Zentrum des therapeutischen Bezugs steht also nicht nur die psychisch kranke Person sondern auch das jeweilige System, dass sie umgibt und einen direkten/wechselseitigen Einfluss auf die psychische Erkrankung der zu behandelnden Person hat. Die systemische Therapie kann somit entsprechend auch im so genannten Mehrpersonensetting stattfinden.
Stundenkontingente und Bewilligungsschritte
Je nach gewählten Psychotherapieverfahren gibt es unterschiedliche Stundenkontingente.
Wie viel genau, kann man der Homepage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung entnehmen.